– Edmund Burke –
Reduktion des Harmoniebedürfnisses
Der Mensch zieht von Natur aus die Harmonie der Disharmonie vor. Ein gewisses Bedürfnis nach Harmonie ist daher völlig normal, da in der Urzeit Spannungen in der Gruppe eine Gefahr für die Sicherheit eines jeden einzelnen bedeuteten. Ein sehr stark ausgeprägtes Harmoniebedürfnis kann jedoch in verschiedenen Lebensbereichen zu Problemen führen. So geht es in der Regel damit einher, dass Betroffene dazu tendieren, eigene Bedürfnisse und auch Grenzen zu ignorieren, um Streit und Unstimmigkeiten zu vermeiden. Diese Tendenz kann in der Maximalausprägung bis zur Selbstaufopferung führen, welche mit einem hohen Risiko des Ausbrennens (Stichwort Burnout) einhergeht. Das Gemochtwerden steht bei diesen Menschen mehr im Fokus als die eigenen Überzeugungen, welche zwar durchaus bewusst sein können, aber aus Angst nicht verfolgt werden.
Ein weiteres großes Problem besteht darin, dass sogenannte People Pleaser durch den Versuch des Harmonieerhalts um jeden Preis wenig von ihrer echten Persönlichkeit preisgeben. Beziehungen laufen damit Gefahr einseitig und oberflächlich zu werden. Trägt eine Person in Beziehungen stets eine Maske, hinter welcher der eigene Charakter verborgen wird, aus Angst, ansonsten nicht zu gefallen, ist diese Person in der Interaktion nicht wirklich spürbar. Das merken auch Menschen in deren Umfeld, sodass ein Resultat eines übersteigerten Harmoniebedürfnisses nicht selten die Einsamkeit ist, also genau das, was eigentlich unter allen Umständen vermieden werden sollte.
Jedoch muss sich ein übersteigertes Harmoniebedürfnis nicht immer negativ auf Beziehungen auswirken. Manchmal schätzen andere Menschen genau diese Tendenz an Betroffenen und charakterisieren es als fürsorglich und hilfsbereit, wenn die Bedürfnisse anderer über die eigenen gestellt werden. Nicht selten kommt es in diesen Kontexten dann dazu, dass Menschen aufgrund ihrer Eigenschaft, vermeintlich nicht Nein sagen zu können, ausgenutzt werden.
Das emotionsfokussierte Coaching hilft, ein übersteigertes Harmoniebedürfnis dauerhaft abzulegen, indem die dahinterstehende Angst erforscht und ein Bezug zur eigenen Biografie hergestellt wird. Diese Reflexion ermöglicht es, eigene und als problematisch erlebte Verhaltensweisen kennenzulernen und gezielt zu verändern. So können eigene Bedürfnisse mehr in den Fokus gestellt und sich besser behauptet werden.